Glossar
Willkommen bei unserem Glossar. Hier findest du eine Sammlung von
Begriffen, die im Kontext von Gynformation eine Rolle spielen und die
wir gern erläutern möchten. Das Glossar befindet sich im Aufbau und
viele Wörter und Konzepte werden mit der Zeit noch ergänzt.
Wir haben uns bei einigen Definitionen auf bestehende Glossare
gestützt, die z.T. leicht verändert wurden, und die wir in Klammern als
Quellen angeben – vielen Dank! Das
Glossar Femref Uni Oldenburg,
kennzeichnen wir mit „femref“, das
Queer Lexikon,
mit „QL“. Das
Diagnostik-Glossar der Frauenärzte im Netz
kennzeichnen wir mit „FiN“; es beinhaltet zahlreiche gynäkologische Krankheitsbilder
und Behandlungsformen, die hier nicht alle im Einzelnen aufgeführt werden
können.
Aromantisch bezeichnet eine Person, die keine
romantische Anziehung verspürt und/oder kein Interesse an romantischen
Beziehungen hat. Dies hängt nicht zwangsläufig mit Asexualität
zusammen. (QL)
Asexuell bezeichnet eine Person, die keine oder wenig sexuelle
Anziehung zu anderen Menschen fühlt. Asexualität heißt nicht, dass eine
Person auf Sex verzichtet (wie z. B. beim Zölibat). Zum einen, da das
Zölibat eine freie Entscheidung und keine sexuelle Orientierung ist.
Und zum anderen, weil asexuelle Menschen aus verschiedenen Gründen Sex
haben können. Asexualität ist ein Spektrum. Asexualität hängt nicht
zwangsläufig mit Aromantik zusammen. (QL)
Ableismus oder auch Behindertenfeindlichkeit
beschreibt die (strukturelle) Abwertung von Personen auf Basis von
Fähigkeiten. Gegenüber einer sozialen Norm werden Körper, die von
dieser abweichen, diskriminiert. Bei normabweichenden neurologischen
Funktionen gibt es außerdem den Begriff neurodivergent/ Neurodivergenz.
Personen, deren neurologische Funktionen gesellschaftlichen Normen
entsprechen, sind hingegen neurotypisch. Der Begriff Neurodiversität
bezeichnet die Vielfalt menschlicher Daseinsformen aufgrund verschiedener
neurologischer Funktionsweisen. (femref)
Abstriche dienen dazu, körpereigenes Untersuchungsmaterial
aus der Oberfläche von Verletzungen oder Schleimhäuten (z.B. Scheide,
Gebärmutterhals) zu entnehmen, um es auf Krankheitserreger oder
Zellveränderungen untersuchen zu können. In weiteren Schritten kann
ein solcher Abstrich dann labor-technisch untersucht werden.
Gynäkologische Abstrich-Untersuchungen erfolgen in der Regel auf einem
gynäkologischen Untersuchungs-Stuhl. Dieser ermöglicht dabei sowohl
der*dem Ärzt*in als auch der*dem Patient*in die bestmögliche Position
für die Untersuchung. Fragen und Befürchtungen bezüglich einer
gynäkologischen Untersuchung sollte die*der Patient*in mit der behandelnden
Person vorher besprechen. Treten während der Untersuchung Schmerzen auf,
sollte die*der Patient*in darauf aufmerksam machen. In der Regel sind
mit einem Abstrich keine Schmerzen und kaum Gefahren verbunden. Als
Teil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms kann ein*e Gynäkolog*in
bei Patient*innen ab dem 20. Geburtstag einmal im Jahr einen sog.
Pap-Test vornehmen. Hierfür werden einzelne, oberflächige Zellen mit
Hilfe eines Spatels vorsichtig vom Muttermund (Portio-Oberfläche) und
mittels einer kleinen Bürste aus dem Gebärmutterhals (Zervikalkanal)
entnommen. Anschließend wird die Probe in ein zytologisches Labor
überführt, gefärbt und beurteilt, um den Abstrich auf Zellveränderungen,
Krebsvorstufen oder Krebszellen zu überprüfen. (FiN)
Alleinerziehende Personen oder Personen ohne
Partner*in können in gynäkologischen Behandlungen Diskriminierungen
erleben, wenn die behandelnde Person zum Beispiel von einem heteronormativen,
traditionellen Familienbild ausgeht.
Allgemeinärzt*innen haben wir in unser Verzeichnis
eingeschlossen, da auch sie bei entsprechender Qualifizierung
Schwangerschaftsabbrüche durchführen können.
Alternative Untersuchungsmethoden können die
gynäkologische Untersuchung den Bedürfnissen der*des Patient*in
anzupassen, z.B. durch das Angebot einer Untersuchung in der Seitenlage
statt auf dem gynäkologischen Stuhl, das Angebot einer Selbstuntersuchung,
das Angebot bekleidet zu bleiben, u.v.m. – je nach Diagnostik- oder
Behandlungsmethode. Diese Möglichkeiten sollten zumindest erwogen
werden, um bspw. Patient*innen mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt
eine möglichst erträgliche Untersuchung zu ermöglichen.
Bi-/Pansexualität bezeichnet sexuellen Orientierungen,
bei denen eine Person Menschen zweier, mehrerer oder aller Geschlechter
sexuell anziehend finden kann. Und zwar zu unterschiedlichen Momenten
ihres Lebens, auf sexuelle oder romantische Art, in unterschiedlicher
Intensität oder auf unterschiedliche Weise.
Binarität der Geschlechter bezieht sich auf das
Geschlechtersystem, das nur zwei Optionen (und keine Zwischenstufen)
zulässt, nämlich männlich und weiblich. Dies gilt für die gesamte
Gesellschaft, z.B. die sozialen Rollen, Geschlechtsidentitäten und die
körperlichen Geschlechter von Menschen. Damit wird so getan, als gäbe es
intergeschlechtliche, nichtbinäre und andere Menschen, die nicht in
dieses System passen, nicht. Dieses Geschlechtersystem wird gewaltvoll
durchgesetzt, z.B. werden intergeschlechtliche Menschen medizinisch
unnötigen Eingriffen ausgesetzt, damit sie einem binären Geschlechterbild
entsprechen oder Menschen erleben Gewalt, wenn sie vermeintlich geschlechter-untypische
Verhaltensweisen an den Tag legen (z.B. wenn Jungen gern Kleider tragen
oder Frauen Kraftsport machen etc.). (QL)
Bodyshaming/Fatshaming bezeichnet die Diskriminierung
von Personen aufgrund ihrer körperlicher Erscheinung. Menschen, die den
gesellschaftlichen Normen von Attraktivität nicht entsprechen, werden
abgewertet oder Vorurteilen ausgesetzt. Häufig äußert sich Bodyshaming
zum Beispiel darin, Adjektive, die eigentlich einen Körper beschreiben,
zu charakterlichen Attributen zu machen. So wird bspw. das Wort „dick“
oft mit Charaktereigenschaften wie faul, ungepflegt oder undiszipliniert
assoziiert. Bodyshaming kann jede Form von Körpern treffen, neben dicken
Körpern (Fatshaming), sind dünne Körper (Skinnyshaming), alte oder
be_hinderte Körper besonders oft betroffen
Brustkrebs (Mammakarzinom) ist in den westlichen Ländern
eine der häufigsten Krebsformen. Das Risiko steigt ab dem 40. Lebensjahr an,
das mittlere Erkrankungsalter liegt um das 64 Lebensjahr. Etwa ein Drittel
der Betroffenen ist bei der Erstdiagnose jünger als 55 Jahre. Personen
mit Brüsten sollten die jährliche Krebsfrüherkennung (Brustuntersuchung
durch Gynäkolog*innen ab 30) sowie das alle 2 Jahre empfohlene
Mammografiescreening (ab 50) wahrnehmen. Für familiär vorbelastete Personen
gibt es ein spezielles, intensiviertes Früherkennungsprogramm. (FiN)
Chronische Erkrankungen sind Erkrankungen, die länger
andauern und schwer heilbar sind. Sie sind sehr vielfältig, müssen aber
in der gynäkologischen Behandlung sensibel und kompetent mitgedacht werden,
z.B. in Bezug auf Medikation (speziell hormonelle Verhütung) oder auf
das Thema Risikoschwangerschaft.
Cis (lat. „diesseits“) beschreibt Personen, die sich
mit dem binären Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde,
identifizieren. (femref)
Consent bedeutet so viel wie Konsens bzw. Einverständnis oder
Zustimmung. Auf unserer Webseite sprechen wir vor allem von Zustimmung
im Kontext gynäkologischer bzw. medizinischer Untersuchungen und
Behandlungen. Hier geht es darum, dass die behandelnde Person mit ihren
Patient*innen abstimmt, ob bestimmte Behandlungen, Fragen, Untersuchungen
oder auch Berührungen für diese okay sind, bevor sie diese durchführt.
Dazu gehört auch, dass die*der Patient*in vorher ausreichend informiert
ist und weiß, wozu sie*er Einwilligung gibt und sich frei entscheiden
kann, also vorurteilsfrei aufgeklärt wurde, nicht unter Druck steht
und selbstverständlich auch bei vollem und klarem Bewusstsein ist. Bei
Notfällen kann in der Medizin nicht immer in diesem Sinne konsensual
gehandelt werden, wenn dies aber möglich ist, dann kann jede*r Patient*in
einfordern, dass auf die eigenen Grenzen geachtet wird und diese respektiert werden.
Dick ist eine politische Selbstbezeichnung, die im Gegensatz zu
dem Begriff „übergewichtig“ kein Defizit impliziert, und im Gegensatz
zu Begriffen wie „mollig“ nicht vermittelt, dass Dicksein etwas Negatives
sei, das nicht benannt werden dürfe. Die Wiederaneignung des Begriffes „dick“
von dicken Menschen soll zeigen, dass „dick“ keine Beleidigung ist,
genau so wenig wie z.B. „schwul“. Dicke Menschen können wegen ihres
Äußeren in allen gesellschaftlichen Bereichen Diskriminierungen erleben.
Vor allem im medizinischen Bereich erleben dicke Menschen oft, dass
gesundheitliche Beschwerden automatisch auf ihr Körpergewicht geschoben
werden, statt sachlich nach den Ursachen für verschiedene Symptome zu suchen.
Divers ist seit dem 01.01.2019 ein juristischer Geschlechtseintrag,
der vor allem von intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen benutzt
wird. Es handelt sich dabei nicht um ein eigenes Geschlecht, sondern um
einen Schirmbegriff für viele verschiedene Geschlechter. (QL)
Drogenkonsument*innen begegnen in medizinischen Kontexten häufig
Diskriminierungen oder Vorurteilen. Die Aufgabe einer medizinisch
behandelnden Person ist es aber nicht, die Lebensweise einer Patient*in
moralisch zu beurteilen, sondern diese kompetent, vertrauensvoll und sachlich
zu beraten, sie über Gesundheitsrisiken zu informieren und sie ungeachtet
ihrer Lebensweise als Patient*in in ihren Entscheidungen ernst zu nehmen.
Abwertende Äußerungen oder Verhaltensweisen seitens der Behandelnden
Person führen zu Vertrauensverlust – dieses Vetrauen ist aber für die
gynäkologische Behandlung grundlegend.
Dyadisch, kurz: dya, bezeichnet Personen, die nicht inter sind.
Heißt: Personen, die einen Körper besitzen, der normativen, binären
Vorstellungen von Geschlecht entspricht. (femref)
Endometriose ist der Name einer gutartigen, meist schmerzhafte
Wucherungen von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), das
sich außerhalb der Gebärmutter in benachbarten Organen ansiedelt. Diese
versprengten Endometrioseherde wachsen während des Monatszyklus analog
zur Gebärmutterschleimhaut. Damit verbunden sind krampfartige Schmerzen
sowie oft chronische Bauch- und Rückenschmerzen, die während des Menstruationszyklus
auftreten. (FiN) Die Beschwerden werden leider oftmals nicht ernst
genommen oder als gewöhnliche Menstruations-Beschwerden abgetan, was
oft auch mit sexistischen Vorstellungen von Schmerzempfinden zusammenhängt.
Es findet eine gesellschaftliche Tabuisierung der Erkrankung statt, die
auch mit der Tabuisierung von Menstruation allgemein zu tun hat. (Lesetipp:
Endometriose: Betroffene erzählen, wie sie mit der chronischen Erkrankung umgehen)
Erfahrung ist eine spezielle Form des Wissens, die nicht in Büchern
oder im Studium erworben werden kann. Bestimmte Erfahrungen werden von
Personengruppen geteilt und sind für diese Gruppen Vertrauensgrundlage.
Aufbauend auf dieser Annahme arbeiten in unserem Kollektiv nur Personen,
die selbst Erfahrungen als Patient*in gynäkologischer Behandlungen haben.
Auch ist die persönliche Erfahrung das Schlüsselelement unserer Datenbank –
Empfehlungen können einzig auf dem Weg der positiven Erfahrung einer*s Patient*in
den Weg in das Gynformation-Verzeichnis finden. Wenn eine behandelnde
Person für eine bestimmte Gruppe, z.B. trans Personen, empfohlen wird,
gehen wir davon aus, dass diese Aussage in erster Linie von einer trans
Person selbst getroffen werden kann. Deshalb fragen wir diese beiden Aspekte
aneinander geknüpft am Ende des Fragebogens ab.
FGM/FGC ist die Abkürzung für „Female Genital Mutilation“
(weibliche Genitalverstümmelung) bzw. „Female Genital Cutting“ (weibliche
Genitalbeschneidung) und bezeichnet die ganze oder teilweise Entfernung
bzw. Beschädigung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. In der
gynäkologischen Behandlung können die betroffenen Personen leicht
diskriminierenden, rassistischen oder übergriffigen Bemerkungen
ausgesetzt werden.
FLINT+ steht kurz für Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinär, Trans.
Die Reihenfolge der Buchstaben ist frei wählbar. Das + markiert, dass
der Begriff nicht abgeschlossen ist und erweitert werden kann. (femref)
Gebärmutterhalskrebs entsteht am Gebärmutterhals (Zervix), der
Verbindung zwischen dem unteren Bereich der Gebärmutter zur Scheide.
Dort kann eine Krebserkrankung (Karzinom), das sogenannte Zervixkarzinom,
auftreten. Voraussetzung für die Entstehung eines Zervixkarzinoms ist
in der Regel eine Ansteckung und langjährige Infektion mit bestimmten
krebsauslösenden Humanen Papillomviren. Sie werden meist beim Geschlechtsverkehr
durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Erste Hinweise auf
Zellveränderungen am Gebärmutterhals können im Rahmen der wichtigen
jährlichen gesetzlichen Früherkennungsuntersuchung gewonnen werden. (FiN)
Gender beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial
konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und persönlichen
Ebene die Geschlechtsidentität einer Person. Geschlechtsidentität bedeutet
hier die persönliche Vorstellung vom eigenen Geschlecht und der eigenen
Geschlechterrolle, die nicht mit der gesellschaftlich zugeschriebenen
Geschlechterrolle aufgrund von biologischen Merkmalen übereinstimmen muss.
Innerhalb der Gesellschaft ist Gender das Konzept, nach dem wir verschiedene
Ideen wie sozialen Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft,
Lebensplanung und Sexualität in die Kategorien von Geschlecht, wie bspw.
Männlichkeit und Weiblichkeit, einordnen. (QL)
Gender-Sternchen (*): Ein grammatikalisches Zeichen, das als Form
der geschlechtergerechten Sprache benutzt wird, beispielsweise ‘Lehrer*innen’
im Gegensatz zu ‚Lehrer‘, um auch weibliche und nichtbinäre Menschen einzuschließen. (QL)
Heteronormativität ist ein Begriff, der beschreibt, dass die
binäre und vermeintlich eindeutige Zweigeschlechtlichkeit und die
Heterosexualität in unserer Gesellschaft die Norm darstellen. Durch
diese Machtstruktur werden alle diejenigen abgewertet, die sich jenseits
der Zweigeschlechtlichkeit verorten, oder deren Körper nicht der binären,
sexistischen Norm entsprechen – und alle diejenigen, die mit der
Vorstellung brechen, dass sich Mann und Frau gegenseitig heterosexuell
begehren, indem sie beispielsweise lesbisch, schwul oder bisexuell l(i)eben. (femref)
Heterosexuell sind Menschen, die sich sexuell zu Menschen des/eines
anderen Geschlechts hingezogen fühlen. Meist wird dabei zudem von einem
binären Geschlechterbild ausgegangen. Diese sexuelle Orientierung gilt
als Norm in unserer Gesellschaft. (QL)
HIV-Tests dienen zur Feststellung der Infizierung mit dem Human
Immunodeficiency Virus, was aus dem Englischen übersetzt „menschliches
Immundefekt-Virus" bedeutet. Die Krankheit, die durch dieses Virus
ausgelöst wird, wird Acquired Immunodeficiency Syndrome, kurz AIDS,
genannt. HIV-positive Menschen erleben in Gesellschaft und Medizin
Diskriminierungen. Doch auch HIV-negative Personen, die zu sogenannten
„Risikogruppen“ gehören, können von damit assoziierten Diskriminierungen
betroffen sein. HIV-Test sollten ohne Rechtfertigungszwang allen zur
Verfügung gestellt werden, die danach fragen.
Homosexuell sind Menschen, die sich zu dem eigenen oder einem
ähnlichen Geschlecht hingezogen fühlen. Homosexuelle Männer werden als
schwul bezeichnet, homosexuelle Frauen als lesbisch. Die Bezeichnung
‚homosexuell‘ lehnen viele Lesben und Schwule ab, da der Begriff in
seiner Entstehungszeit vor allem medizinisch gebraucht wurde. (QL)
Inter (lat. „zwischen“), Intersex oder auch intergeschlechtlich
sind Personen, deren Körper von der normativen Vorstellung
zweigeschlechtlicher Körper abweichen. Diese Begriffe sind Selbstdefinitionen,
während der Begriff der “Intersexualität” aus einer medizinisch pathologosierenden
Perspektive geprägt wurde. Auf Basis medizinischer Einschätzung und rechtlicher
Ordnung werden oft kurz nach ihrer Geburt die Körper von inter Personen
mittels Operationen, Hormongabe und Sozialisation gewaltvoll dem Bild binärer
Zweigeschlechtlichkeit angepasst. (femref)
Kinderwunschbehandlung ist die reproduktionsmedizinische Unterstützung
bei unerfülltem Kinderwunsch. Behandlungsmethoden sind die Intrauterine oder
heterologe Insemination, eine Hormontherapie, die In- Vitro-Fertilisation (IVF)
oder die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Eine Kinderwunschbehandlung
bedeutet eine immense finanzielle Belastung. Für verheiratete heterosexuelle
Paare übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen meist 50% der Kosten für eine
Kinderwunschbehandlung. Nicht verheiratete Paare werden nicht finanziell unterstützt.
Bei unverheirateten heterosexuellen Paaren kann die Behandlung laut BMSFJ nur
gefördert werden, wenn die Bindung „eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft“
darstellt. Es gibt kein verbindliches Gesetz dazu, ob homosexuellen Frauen Zugang
zu Kinderwunschbehandlungen haben können, ob verheiratet oder nicht. Die Richtlinien
der Landesärztekammern der Bundesländer sind uneinheitlich. Homosexuelle Paare werden
oft nicht erwähnt oder ihnen werden reproduktionsmedizinische Therapien explizit verwehrt.
(
http://www.queer-baby.info/,
https://queerkids.de/insemination/,
https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/)
Klassismus ist die Bezeichnung für individuelle, strukturelle
oder kulturelle Diskriminierung, Ausbeutung und Marginalisierung von
Personen in Bezug auf ihren tatsächlichen oder den ihnen zugeschriebenen
sozialen und/oder bildungspolitischen Status. (femref)
Kolposkopie (griech. „Kolpo"=Scheide und „skopie"=betrachten)
wird eine diagnostische Methode zur Erkennung von Erkrankungen des
Gebärmutterhalses und zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses.
Sie sollte im Verdachtsfall ergänzend zum Zellabstrich durchgeführt
werden. Im Januar 2020 rief die Einführung des neuen Programms zur
Krebsfrüherkennung durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heftige
Kritik bei Gynäkolog*innen und Patient*innen hervor:
Frauenärzte schlagen Alarm – neues Programm zur Krebsfrüherkennung wird ein Desaster
Lesbisch ist eine Bezeichnung für Frauen oder manche nichtbinäre
Personen, die sich romantisch und/oder sexuell zu anderen Frauen bzw.
weiblichen Personen hingezogen fühlen. (QL)
Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung, die vor allem die
Vulva oder die Vorhaut des Penis befällt, aber sich auch an andere
Körperstellen manifestieren kann (Rücken, Hals, Unterarme, seltener
Mundschleimhaut). Die Krankheit ist nicht ansteckend und keine sexuell
übertragbare Erkrankung. Es wird nach aktuellem Stand der Forschung eine
autoimmune Ursache vermutet. Die Krankheit äußert sich durch starken Juckreiz,
Brennen, Risse und wunde Stellen in der Haut, weiß verfärbte, oft verhärtete,
verdickte Haut, häufige Blasenentzündungen. Lichen sclerosus geht mit einem
deutlichen erhöhtem Risiko eine Krebserkrankung zu entwickeln einher (v.a.
Vulvakarzinom). Die Erkrankung ist nicht heil- aber behandelbar, somit werden
die Symptome gemildert, allerdings das Fortschreiten der Erkrankung nicht
verhindert. Als Hauterkrankung ist Lichen sclerosus unter Gynäkolog*innen und
Urolog*innen noch viel zu wenig bekannt und wird deshalb häufig nicht oder erst
nach Jahren diagnostiziert. Betroffene Personen leiden daher oft zu lange und
erhalten keine richtige Behandlung - was zu nicht-reversiblen Hautveränderungen
wie Überwachsen von Klitoris, Verkleinern der Vulvalippen, Verengung der Vagina/des
Vaginaleingangs (Vulvadystrophie), Vorhautverengung (Phimose) führen kann. Oft
machen betroffene Menschen die Erfahrung, lange und erfolglos gegen
Pilzinfektionen oder bakterielle Blaseninfektionen behandelt zu werden. Da dies
nicht gegen Lichen sclerosus hilft, kommt neben der Unwirksamkeit der
Behandlung oft die Erfahrung hinzu, von den Ärzt*innen nicht ernst genommen zu
werden. Der Verein Lichen Sclerosus engagiert sich europaweit für Aufklärung,
Beratung von betroffenen Menschen, Forschung und Lobbyarbeit. Die Website bietet Informationen auf Englisch, Spanisch, Französisch,
Italienisch und Portugiesisch.
Menopause bezeichnet die letzte Periodenblutung im Leben einer
menstruierenden Person.
Monogamie bedeutet ‚Einehe‘ und beschreibt, dass eine Person
nur mit einer Person auf einmal verheiratet ist oder eine romantische
und sexuelle Beziehung führt. Monogame Beziehungen sind in Deutschland
eine gesellschaftliche Norm, deshalb werden nicht-monogame Modelle z.T.
nicht ernst genommen, nicht mitgedacht oder unsichtbar gemacht. (QL)
Nichtbinär oder nonbinary bezeichnet Personen, die sich außerhalb
der hegemonialen Zweigeschlechtlichkeit verorten. Die Lebensrealität von
nicht binären Personen ist divers, sie können gleichzeitig auch cis/trans
und dyadisch/inter sein. (femref)
Pathologisierung ist die Deutung von Verhaltensweisen,
Wahrnehmungen, sozialen Verhältnissen, Lebensweisen, körperlichen
Merkmalen und Abweichungen vom medizinisch definierten „Normalzustand“
als krankhaft.
Patriarchat beschreibt ein gesellschaftliches System von
sozialen Beziehungen der männlichen Herrschaft. Wird von einer
patriarchalen Gesellschaft gesprochen, meint dies eine Gesellschaft,
in der die Herrschaft der dyacis-Männer über FrauenLesbenInterTransNichtbinär
(FLINT+) institutionalisiert und manifestiert ist. In patriarchalen Strukturen
ist das Weibliche dem Männlichen strukturell untergeordnet. Das Patriarchat
ist eine gewaltvolle Gesellschaftsstruktur, die es zu bekämpfen gilt. (femref)
PMS steht für „prämenstruelles Syndrom: Die Tage vor der
Menstruation können eine ganze Vielzahl von körperlichen und psychischen
Beschwerden verursachen, wie etwa Schmerzen, Abgeschlagenheit, Ödeme,
Reizbarkeit, Depressionen, Überempfindlichkeit, um nur einige Beispiele
zu nennen. PMS gehört zu den häufigsten gynäkologischen Beschwerdebildern.
Regelmäßig vor Beginn der Menstruationsblutung belastet gut zwei Drittel
aller menstruierenden Menschen ein ganzer Komplex von Beschwerden.
Eine Palette von mehr als 150 Symptomen, die unterschiedlich oft und
intensiv, jedoch stets in der zweiten Zyklushälfte auftreten. Sie beginnen
zehn bis 14 Tage vor der Menstruation, verschlimmern sich meist zunehmend,
um dann am ersten oder zweiten Tag der Blutung wieder zu verschwinden. PMS
tritt bevorzugt bei Personen über 30 auf. In einigen Fällen können die
Symptome so stark sein, dass sie zeitweilig zu Arbeitsunfähigkeit führen
und die sozialen, familiären und geschäftlichen Beziehungen extrem belasten.
Betroffene sind mitunter einem erheblichen Leidensdruck ausgesetzt, der nicht
einfach hingenommen werden sollte. (FiN)
Polyamouröse Menschen verlieben sich in mehr als nur eine Person
auf einmal und können romantische und/oder sexuelle Beziehungen mit mehr
als einer Person haben. Wichtig ist, dass alle Beziehungs- und/oder
Sexualpartner*innen von diesem Arrangement wissen und damit einverstanden sind. (QL)
Pronomen sind Bezeichnungen von Personen in dritter Person. Es
gibt eine breite Auswahl an verschiedenen Pronomen, wie u.a. ‘sie’,
‘es’, ‘m’, ‘si:er’, aber auch die Möglichkeit, dass Personen kein Pronomen
für sich wünschen oder den eigenen Namen als Pronomen verwenden. Pronomen
können nicht von Körpern abgelesen werden, sondern nur durch Fragen
herausgefunden werden. Anderen Personen ein Pronomen einfach zuzuweisen
ist oft gewaltvoll. Es kann auch der Name der Person statt Pronomen
verwendet werden, bis sich die Gelegenheit zum Erfragen des Pronomens ergibt. (femref)
Queer war im Englischen lange Zeit ein Schimpfwort, insbesondere
gegenüber schwulen Männern. Heute wird der Begriff aber meist positiv
als Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität
als ‚außerhalb der gesellschaftlichen Norm‘ ansehen. Außerdem kann queer
als Überbegriff für Menschen benutzt werden, die nicht in die romantischen,
sexuellen und/oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen. Queer ist
aber auch eine Theorierichtung und ein Wissenschaftszweig, in dem Schubladendenken
aufgebrochen wird, verschiedene Unterdrückungsformen miteinander verknüpft
gedacht werden sollen und insbesondere Sexualität als ein Ort der Unterdrückung
untersucht wird. (QL)
Schwul ist eine Bezeichung für Männer oder sich mit Männlichkeit
identifizierenden nichtbinären Personen, die sich romantisch und/oder
sexuell zu Männern oder männlichen Personen hingezogen fühlen.
Sexismus als strukturelles Machtsystem ist gesellschaftliche Realität,
institutionell verankert und individuell verinnerlicht. Sexismus baut auf
der gegensätzlichen Unterscheidung und Biologisierung von genau zwei
Geschlechtern und deren Hierarchisierung auf. Durch Sexismus werden
dyacis-Männer gegenüber FrauenLesbenInterTransNonbinary privilegiert.
Es gibt daher keinen Sexismus gegenüber dyacis-Männern. (femref)
Staging-OP/Total-OP: Beim Eierstockkrebs kann es sein, dass eine Staging-OP
(wird manchmal auch Total-OP (sic!) gennant) durchgeführt wird. "Staging" als
Begriff wird im onkologischen Kontext dafür verwendet, um zu beschreiben,
dass der Fortschritt und die histologische Einteilung (also die unter
dem Mikroskop beobachteten Zelltypen) einer Krebsart eingeschätzt wird.
Bei positiver Histologie (Krebs wurde unter dem Mikroskop nachgewiesen)
wird die radikale Staging OP durchgeführt. Dafür werden Uterus, Eierstöcke,
Eileiter, einige Lymphknoten, Bauchnetz und Bauchfell, sowie alle andere
Organe die befallen sind und entfernt werden können, rausoperiert. Das
Gewebe wird dann in der Pathologie analysiert, um einzuschätzen wie
fortgeschritten der Krebs tatsächlich ist. Mit diesen Informationen kann
somit die weitere Therapie geplant werden.
Stillen hat viele Vorteile, jedoch kann es auch leicht belastende
Aufgabenteilung und ungleiche Zuständigkeiten zwischen der stillenden
Person und einer*m Partner*in fördern. Auch gibt es viele Gründe, weshalb
das Stillen für manche Personen nicht möglich oder nicht erträglich sein
kann. Menschen sollten stillen, solange sich alle Beteiligten wohl in ihrer
Rolle fühlen. Es ist ratsam, sich bereits während der Schwangerschaft zu
informieren. Eine schnelle Rückkehr in den Beruf bei hohem zeitlichem
Engagement kann beispielsweise bei manchen Personen gegen das Stillen sprechen,
muss es aber nicht. Möchte eine Person absolut nicht stillen, sollte sie
rechtzeitig mit ihrer*m Ärzt*in besprechen, wie die Milchbildung unterdrückt
werden kann. (FiN) Es ist auch wünschenswert, dass Hebammen/Gynäkolog*innen
schwangere Personen (und Partner*innen) zu Möglichkeiten des geschlechtersensiblen
Umgangs mit dem Stillen beraten – deshalb haben wir diese Kategorie in unsere
Behandlungsmethoden aufgenommen.
Tastuntersuchungen erfolgen in der Regel auf einem gynäkologischen
Untersuchungsstuhl. Je nach Lage kann die*der Ärzt*in manchmal erkrankte
Organe und Tumore durch einfaches Abtasten entdecken. Personen, die eine
solche Untersuchung zum ersten Mal wahrnehmen, Schwangeren im fortgeschrittenen
Schwangerschaftsverlauf, oder anderen Personen, die eine andere Position
bevorzugen oder benötigen, kann auch eine Untersuchungsliege angeboten
werden, wenn ihnen die Situation aufgrund von Schamgefühlen oder
Bewegungseinschränkung damit leichter fällt. (FiN)
trans (lat. „jenseits“, „hinüber“) ein Überbegriff für transsexuelle,
transidente und transgender Menschen und alle Menschen, die sich nicht mit
dem Geschlecht identifizieren, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden.
Trans ist ein Sammelbegriff für verschiedenste selbstbestimmte Identitäten.
Es gibt sowohl nicht-binäre, wie auch binäre trans Personen, solche,
welche ihre Körper modifizieren wollen oder haben oder ebenso solche,
die kein Bedürfnis danach haben. (femref, QL)
Transition bezeichnet den Prozess, in dem eine trans Person soziale,
körperliche und/oder juristische Änderungen vornimmt, um die eigene
Geschlechtsidentität auszudrücken. Dazu können Hormontherapien und Operationen
gehören, aber auch Namens- und Personenstandsänderungen, ein anderer
Kleidungsstil und vieles andere. (QL)
Unerfüllter Kinderwunsch beschreibt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)
den über mindestens zwei Jahre erfolgten Versuch, durch ungeschützten Geschlechtsverkehr
ein Kind zu zeugen. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann vielfältige körperliche und auch
seelische Ursachen haben. Auch viele queere Paare haben einen unerfüllten Kinderwunsch,
der von der Definition der WHO abweichen kann und oft dadurch bedingt ist, dass ihnen
der Zugang zu Kinderwunschbehandlungen rechtlich verwehrt wird.
Vaginale Corona (oder vaginales Kränzchen) bezeichnet den elastischen
Schleimhautkranz am Eingang der Vagina. Bei 80% der Menschen, die mit Vagina
geboren wurden, hat die Vaginale Corona eine Ringform. Nur in seltenen Fällen
ist die Corona zusammengewachsen bzw. verschlossen. In diesen Fällen ist ein
operativer Eingriff notwendig, damit Menstruationsblut und Sekrete abfließen
können. Die vaginale Corona wird oft fälschlicherweise als „Jungfernhäutchen“
bezeichnet und als Indikator für sexuelle Aktivität angesehen. Dies ist jedoch
nichtzutreffend. Der Zustand der vaginalen Corona sagt nichts darüber aus, ob
eine Person bereits Geschlechtsverkehr mit Einführen eines Penis gehabt hat oder nicht.
Vaginismus bezeichnet das unwillkürliche Verkrampfen der Vaginal- und
Beckenbodenmuskulatur, das ein Einführen/Aufnehmen von Menstruationsprodukten,
Untersuchungsinstrumenten, Fingern, Penis, Toys, oder anderen Dingen in die Vagina
schwierig bis unmöglich macht. Der Versuch des Einführens ist meist mit starken
Schmerzen verbunden. Vaginismus kann primär oder sekundär auftreten. Der primäre
Vaginismus besteht, wenn die betroffene Person noch nie etwas in ihre Vagina
aufnehmen oder eine gynäkologische Untersuchung durchführen lassen konnte. Der
sekundäre Vaginismus tritt erst im Laufe des Lebens auf und kann unter anderem
durch traumatische Erfahrungen ausgelöst werden.
Vulva bezeichnet den Teil der weiblichen Geschlechtsorgane, der von
außen sichtbar ist. Zur Vulva gehören die Vulvalippen, die Klitoris und der Scheideneingang.
Vulvodynie ist die Bezeichnung für chronische Schmerzen und Missempfindungen
am äußeren Bereich der Vulva, für die keine klaren Ursachen auszumachen sind. Die
Symptome können sich durch Juckreiz, Brennen, Druckschmerzen, Wund-Sein oder Stechen
ausdrücken. Die Schmerzen treten meist dauerhaft auf und führen zu Einschränkungen
im Alltag, beim Sport und Sex. Die Ursache der Vulvodynie ist bislang unklar. Vermutet
wird eine Interaktion von ursprünglichen körperlichen Beschwerden und folgenden
psychischen Faktoren, die zu einem gestörten Schmerzgedächtnis führen. Es gibt viele
verschiedene Behandlungsansätze, die Betroffene ausprobieren können.